Bevor wir uns für das Abenteuer USA entschieden hatten, war klar: Die Kinder brauchen eine wirklich gute Schule, damit sie den Anschluss an das Deutsche System nicht verlieren. Im Silicon Valley gibt es sogar zwei deutsche Schulen. Nach ausführlichen Telefonaten mit beiden haben wir uns für die German International School of Silicon Valley (GISSV) entschieden, die als zertifizierte Deutsche Auslandsschule dem Thüringischen Lehrplan folgt. Der Unterricht läuft für beide Kinder weiter zu großen Teilen in Deutsch ab, nur Paul hat in Naturkunde und Gesellschaft (NuG) schon 50 Prozent in englischer Sprache.
Für die Kinder war es eine große Erleichterung, dass ihr Schulalltag erst einmal auf Deutsch weiter ging und sie sich mit allen Klassenkameraden unterhalten konnten. So schlossen beide schnell neue Freundschaften und sind aktuell sehr gut in der Schule angekommen und bestens in ihren jeweiligen Klassengemeinschaften integriert. Sie fühlen sich an der GISSV sehr wohl und sind trotz teilweise langen Tagen nicht völlig ausgelaugt am Nachmittag.
Was ist an der GISSV anders als in Deutschland? Der größte und wahrscheinlich ausschlaggebendste Unterschied sind die Klassengrößen. In beiden Klassen sind rund 16 Kinder. Soziale Auffälligkeiten gibt es praktisch nicht und wenn es an der einen oder anderen Ecke doch hakt, wird in engem Kontakt mit den Eltern eine Lösung gefunden. Grundsätzlich ist das Miteinander an der Schule sehr kollegial und die Kinder werden von den Lehrern auf Augenhöhe abgeholt.
Während die Erstklässler ihre Lehrer teilweise zum Abschied noch umarmen dürfen, arbeiten die Viertklässler viel in Gruppen zusammen, erstellen Booklets zu Themen und sind sehr kreativ. Was nicht heißt, dass hier keine Leistungen erbracht werden müssen oder weniger Disziplin herrscht. Die Tests sind meist sehr umfangreich, aber bislang für beide gut machbar. Denn auch in der ersten Klasse werden schon kleine Tests ohne Noten geschrieben, worauf Valentin natürlich mächtig stolz ist. Deutsch fällt Paul hier deutlich leichter als in München, das liegt aber vor allem daran, dass es in seiner Klasse auch Kinder gibt, deren Muttersprache eine andere ist. Ich habe dennoch den Eindruck, dass er alles Wichtige lernt, zumal auch fast ausschließlich mit Original-Heften und Büchern aus Deutschland gearbeitet wird. In Mathe hatte er anfangs tatsächlich ein paar Dinge aufzuholen, die er in München noch nicht gelernt hatte, was jedoch kein Problem war. Eine echte Herausforderung stellte das erste NuG Thema dar, das rund 50 Prozent in Englisch gelehrt wurde. Bei der darauf folgenden Probe, ebenfalls auf Englisch, hat Paul alles gegeben. Dieser Test ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Schule versucht, die Schüler mitzunehmen und dort abzuholen, wo sie stehen, anstatt sie mit rigorosen Noten zu demotivieren.
Valentin geht in der Schule richtig auf. Endlich lesen, schreiben und rechnen! In seiner ebenfalls kleinen Klasse lernte er schnell lesen, liebt Englisch, Musik und Kunst. Die Phase, in der er sich schlecht an die “Erst melden, dann reden”-Regel halten konnte, haben wir offensichtlich auch überwunden, so dass es nach den Weihnachtsferien in den Endspurt in Richtung Halbjahr gehen kann.