“Between every two pine trees there is a door leading to a new way of life.” Mit diesem Zitat von Amerikas bekanntesten Naturforscher und Vater der Nationalparks, John Muir, im Gepäck reisten wir in den Herbstferien in den Yosemite und Sequoia/Kings Canyon Nationalpark. Denn aktuell können wir wohl alle neue Ideen gebrauchen, um unser Leben in Zeiten der Pandemie möglichst sicher und gleichzeitig lebenswert zu gestalten. Eins sei vorweg genommen: den Königsweg haben wir nicht gefunden, aber sicherlich eine gute Möglichkeit, dem täglichen Einerlei zu entfliehen, neue Perspektiven zu finden und die Kraft der Natur für unseren neuen Alltag zu nutzen.
Wenige Wochen vor unserer Reise waren beide Nationalparks wegen extrem schlechter Luftqualität aufgrund verschiedener Waldbrände in der Region noch geschlossen, doch die Feuer konnten glücklicherweise eingedämmt werden. Mit der Erwartung auf großartige Natur, Ruhe und Freiheit reisten wir an und wurde nicht enttäuscht. Die Parks waren beide sehr leer, da momentan keine internationalen Touristen anreisen können und die Personenanzahl in den Parks zusätzlich beschränkt ist. Daher konnte man auf allen Wanderwegen und an jedem Aussichtspunkt unproblematisch Abstand zu anderen halten. Auch die in Kalifornien vorgeschriebene Maskenpflicht hielten die Besucher zu großen Teilen ein. Daher fühlten wir uns jederzeit sicher und konnten die Parks ohne Abstriche genießen.
In Yosemite hat uns die unglaubliche Größe und Weite des Parks besonders beeindruckt. Er erstreckt sich rund 3000 Quadratkilometer entlang der westlichen Hänge der Sierra Nevada und bietet je nach dem in welcher Region man unterwegs ist sehr unterschiedliche Perspektiven. Besonders beliebt und daher auch am meisten frequentiert ist das Yosemite Valley, von dort aus kann man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Parks erkunden. Doch wir wollten auch die etwas abgelegenen Ecken erkunden und haben daher zusätzlich eine Wanderung im nordöstlichen Teil des Parks unternommen, die bereits auf rund 3000 Meter Höhe startete. Belohnt wurden wir mit einer komplett anderen Landschaft inklusive kristallklaren Seen, einem beeindruckenden Ausblick und totaler Einsamkeit. Einziger Wermutstropfen eines Yosemite-Besuchs im Herbst: Die sonst so beeindruckend tosenden Wasserfälle sind zu dieser Jahreszeit fast ausgetrocknet. Ein Grund mehr auf jeden Fall im Frühling noch einmal wieder zu kommen!
Weiter ging es zu den schwersten Bäumen der Welt in den Sequoia/Kings Canyon Nationalpark. Doch bevor wir diese einzigartigen Riesen sehen konnten, ging es durch extrem verrauchte Landschaften mit der schlechtesten Luftqualität, die wir je erlebt haben. Denn sowohl nördlich als als südlich des Sequoia/Kings Canyon Nationalparks brannten Feuer, die zwar unter Kontrolle waren, aber dennoch die Luftqualität massiv beeinträchtigten. Glücklicherweise verbesserte sich die Situation je näher wir unserem eigentlichen Ziel kamen und wir konnten alle Wanderungen wie geplant laufen. Besonders beeindruckend war der Congress Trail. Bei dieser Wanderung läuft man die gesamte Strecke durch einen Wald voller Mammutbäumen, die dort teilweise schon seit vielen 1000 Jahren stehen. Einer der bekanntesten Riesen ist der General Sherman Tree, der mit einer Höhe von 84 Metern und einem Stammdurchmesser von 10 Metern, einfach nur beeindruckend war. Die Natur dort ließ uns klein und unbedeutend fühlen, vor allem vor dem Hintergrund der unglaublichen Widerstandskraft dieser Bäume gegen Feuer. Kaum ein Mammutbaum, der nicht durch einen Waldbrand am Stamm gezeichnet ist, aber dennoch weiter wächst. Diese Resilienz ist unheimlich beeindruckend und lässt uns hoffen, dass diese gigantischen Bäume auch künftig Feuer überleben werden.